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Beitragvon Korona77 » 21.12.2003, 16:10

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Going-Light-Syndrom (GLS)
Bei dem Going-Light-Syndrom (GLS) handelt es sich um eine Drüsenmagenentzündung. Ein anderer Name für GLS ist "Megabakteriose", man spricht auch von "bakterieller Drüsenmagenentzündung".


Vorkommen:
Wellensittiche, Nymphensittiche und andere kleinere Sitticharten.


Symptome:
Abmagerung trotz Futteraufnahme, Aufplustern, Apathie, Schläfrigkeit, Würgen, Erbrechen von grauem Schleim, unverdaute Körner im Kot, gelegentlich vermehrte Aufnahme von Sand.


Ursache:
Die Krankheit ist noch nicht sehr lange bekannt. Vor wenigen Jahren konnten im Drüsenmagen große stäbchenartige Bakterien gefunden werden. Die Bakterien wurden Megabakterien genannt. Durch neuere Untersuchungen wird davon ausgegangen, dass die Megabakterien doch nicht zu den Bakterien, sondern den niederen Pilzen zählen. Sie siedeln sich im Drüsenmagen an und führen zu Entzündungen. Die Krankheit verläuft meistens chronisch.
GLS ist ansteckend. Häufig sind Jungvögel betroffen, die durch das Füttern der Eltern angesteckt werden. Sittiche können eine lange Zeit infiziert sein, ohne selbst zu erkranken. Wenn das Immunsystem geschwächt ist, können sich die Megabakterien ausbreiten und die Krankheit bricht aus. Jungvögel sind besonders häufig betroffen, da sie noch nicht über ein so stabiles Immunsystem verfügen wie die Elterntiere.

---> Meist handelt es sich um eine Sekundärinfektion; man hat also noch nicht unbedingt alles herausgefunden, wenn einmal die Diagnose "Megabakteriose" feststeht.
Ansteckung erfolgt vor allem auch über den Kot. (Allerdings wird während der Behandlung mit Amphotericin B die Ausscheidung der Pilze unterdrückt. Die meisten TÄ meinen, dass eine Therapie von 2 Wochen genüge. Ein VA aber behandelte auch schon einmal 4 Monate und war erst dann erfolgreich. Man muß auch bedenken, dass die Sporen sich monatelang halten! Dieses Medikament - Ampho-Moronal, 2 Tropfen morgens und 2 abends in den Schnabel gegeben; wers schafft auch in Brei gemischt, den der Vogel ganz aufessen muß - ist das einzige, das zur Zeit empfohlen wird und muß daher unbedingt gegeben werden. Leider ist es nur auf Rezept zu bekommen.



Diagnose:
Verdachtsdiagnose aufgrund der Symptome. Bei hochgradigem Befall auch durch Nachweis der Megabakterien im Kot oder Kropfschleim (Kropfabstrich). Diagnose durch Abstrich im Magen bei der Sektion.
---> Außerdem über Röntgen (Kontrastmittel!): vergrößerter Drüsenmagen wird bei Wellensittichen meist mit Megabakteriose erklärt; außerdem ist das die einzige behandelbare Magenerkrankung, weshalb es Sinn macht, wenigstens verdachtsweise auf GLS zu behandeln.
Übrigens sind nach anderer Quelle in 80% der Fälle Megabakterien im Kot nachweisbar (allerdings werden die Pilze auch nicht ständig ausgeschieden)! Ich habe allerdings die böse Erfahrung gemacht, dass ausschließlich Tierärzte was gefunden haben, aber kein einziges Labor; Nachweis erfolgt über Färbetest des Kots. Daher mein Tip, eine Sammelkotprobe direkt vom FachTA für Geflügelkrankheiten untersuchen zu lassen, damit die Infektion nicht zu spät erkannt wird.



Therapie:
Behandlungsversuche waren in der Regel erfolglos, eine Heilung nicht möglich. Erste Erfolge soll es bei der Verabreichung von Amphotericin B (einem Antimykotikum) als geben.
Trotzdem ist keine vollständige Heilung zu erwarten, sondern eine Verringerung der Erregeranzahl. Dennoch kann das Medikament das Leben des Vogels zeitweise erleichtern. Unterstützend kann eine Diät (gequollene Kolbenhirse, Quell- und Keimfutter, Aufzuchtfutter) wirken, die leicht verdaulich ist. Auch das Ansäuern des Wassers (mit 1%iger Zitronensäure) soll unterstützend wirken.

---> Ansäuerung außerdem mit Ascorbinsäure - Vitamin C - oder mit Apfelessig (0,2 ml auf 20 ml) möglich; manche verwenden zu diesem Zweck auch das Züchtermittel Megacid.

Von Keimfutter hat mir Dr. Wolf (Fachärztin für Vogelernährung, Hannover) abgeraten, weil dieses wohl wieder recht zuckerreich sei. Stattdessen waren ihre Tips:
- fettreiche statt kohlenhydratreicher Saat - Problem aber die Leberbelastung
- gekochte festkochende Kartoffeln
- Eifutter aus dem Fachhandel
- eingeweichter Zwieback
- ein halbes hartgekochtes Ei mit Schale
- eine gekochte Nudel (ohne Salz, wie immer, siehe Ernährungstips)
- gekochter Reis (die Stärke ist bereits aufgeschlossen)

Wenn der Vogel gar nicht von anderer Kost zu überzeugen ist und man bei Körnern bleibt, sollte
- Kolbenhirse verwendet werden. Diese ist unter anderem wegen der kleineren Oberfläche leichter verdaulich und kann innerhalb kurzer Zeit in großen Mengen aufgenommen werden.

Ich mache zur Zeit folgendes: Hauptnahrungsmittel Kolbenhirse (auch mal zerbröselt auf dem Löffel vor den Schabel halten, damit auch wirklich gegessen wird), dazu in geringerer Menge normales Körnerfutter mit Extra-Hafer (manchmal auch gekochte Hirse - Vorsicht: klebrig) und relativ viele Grassamen (leicht verdaulich, vitaminreich, allerdings kaum fetthaltig - demnach IMMER geeignet) und selten Quell- oder Keimfutter, Gemüse und Kräuter (kein Obst wegen des Zuckers), Babybrei (es gibt im Reformhaus zum Beispiel Haferbrei, Hirsebrei und Reisschleim; mit dünnem Babybrei - sonst Schluckbeschwerden - ist auch Zwangsernährung möglich), geriebenen Zwieback, Hirseflocken (Bioladen), Haferflocken; angesäuertes Wasser mit Apfelessig (bei meinen sehr beliebt; nebenbei auch verdauungsfördernd - ersetzt die Säure, die die Mega"bakterien" zur Verdauung nicht mehr durchlassen UND bekommt den Pilzen auch nicht sonderlich), als zweites Getränk sowie als Basis des Breis dünner Thymiantee ("Antibiotikum der Natur"), und hin und wieder auf dem Löffel gereicht ein verdauungsfördernder dünner Tee (Fenchel-Kamille-Anis --> ebenfalls sehr beliebt; ist aber laut Packungstext nur 4 Stunden haltbar).
Kanavit-Tropfen gibts auch, außerdem Amynin und Vitamine; möglich ist auch Propolis als pilzbekämpfendes Naturheilmittel.

Desweiteren gehört zur Therapie eine strikte Stressvermeidung, da Stress sehr schnell zu einem neuen Schub führt.




Erkrankte Sittiche sollten gegebenenfalls von den anderen getrennt werden. Nach dem Verlust eines Partnervogels durch GLS sollte nicht gleich ein zweiter Vogel dazugekauft werden, der sich möglicherweise ebenfalls ansteckt


Ich bin fast sicher, irgendwelche wichtigen Infos vergessen zu haben. Ich versuche sie nachzureichen. Ergänzungen sind natürlich willkommen.

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    Beitragvon Korona77 » 29.12.2004, 20:14

    Aktuelle Ergänzungen:

    - ein Vogel kann die Erreger auch im Körper haben, ohne dass die Krankheit ausbricht.

    - Ampho Moronal hat, auf diese Weise eingenommen, keine Nebenwirkungen für den Vogel, da der Wirkstoff direkt im Magen bleibt und die von den Nebenwirkungen gefährdeten Organe nicht durchläuft.

    - In den USA wurde inzwischen nachgewiesen, dass die Medikation in den meisten Fällen 4 - 6 Wochen nicht unterschreiten sollte, um überhaupt Erfolg zu haben. Dieses aktuelle Wissen haben bisher 2 deutsche Vogelärzte, und wenden es demgemäß auch an - Adressen auf Anfrage -; sehr viele deutsche VÄ haben noch gar kein Wissen von der Erkrankung und diagnostizieren fälschlicherweise auf Kropfentzündung, so dass eine rechtzeitige Behandlung unterbleibt.

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